Wann werden Zahnimplantate eingesetzt? Immer dann, wenn die natürlichen Zahnwurzeln fehlen. Sie geben Zahnersatz wie Kronen, Brücken oder Prothesen Halt und ermöglichen so einen festsitzenden Zahnersatz. Dabei gibt es unterschiedliche Vorgehensmethoden, je nachdem ob einer mehrere oder alle Zähne fehlen und welche Präferenzen die Patientin oder der Patient hat.
Wenn ein Zahn fehlt…
Fehlt ein Zahn und sind die benachbarten Zähne gesund, müssten für eine Brückenversorgung die gesunden Nachbarzähne zu Stümpfen geschliffen werden, um der Brücke Halt zu geben. Da es jedoch Ziel jeder prothetischen Versorgung ist, so viel gesunde Zahnsubstanz wie möglich zu erhalten, sollte die Implantatkrone der Brückenversorgung vorgezogen werden.
Bei einer Implantatkrone bleiben die natürlichen Kronen der Nachbarzähne intakt. Statt die Lücke durch eine dreigliedrige Brücke zu schließen, wird ein Zahnimplantat gesetzt und darauf eine Krone befestigt. Sind die Nachbarzähne jedoch bereits überkront, stark geschädigt oder gefüllt, kann eine Brücke der Implantatkrone vorgezogen werden.
Brücke vs. Implantat
Nachteil der Brückenversorgung ist jedoch die Resorption von Kieferknochen im Bereich des fehlenden Zahns. Knochen, den der Körper nicht zum Halt einer Zahnwurzel benötigt, wird von den Osteoklasten abgebaut. Dies kann zu Schäden des Zahnhalteapparats der Nachbarzähne führen. Mit dem Risiko, diese später auch einmal zu verlieren.
Eine metallkeramische dreigliedrige Brücke kostet ca. € 1.000-1.200. Die Versorgung mit einem Implantat und einer Implantatkrone ca. € 1.200-2.000. Bei einer entsprechend günstigen Versorgung muss also das Implantat mit Krone nicht unbedingt teurer sein als die dreigliedrige Brücke.
Wenn mehrere Zähne fehlen…
Sind nur noch wenige Restzähne vorhanden, schließen herausnehmbare Teilprothesen die Lücken. Sie haben jedoch einige Nachteile: Einerseits werden diese von den Patientinnen und Patienten schlechter akzeptiert, weil sie sich eine feste Versorgung wünschen und Gaumenplatten bzw. Bügel als störend empfunden werden.
Andererseits kann die Teilprothese die haltgebenden Pfeiler- bzw. Ankerzähne schädigen, wenn sie statisch nicht optimal geplant und ausgeführt ist: Durch sogenannte Geschiebe, teleskopierende Kronen oder Klammern sind Teilprothesen an Restzähnen befestigt. Bei einer ungünstigen Geometrie können durch Kipp- bzw. Drehbewegungen der Prothese die Ankerzähne Schaden nehmen.
Implantate stabilisieren
Strategisch gesetzte Implantate können Abhilfe verschaffen und eine optimale Geometrie bzw. Statik herstellen. In manchen Fällen reicht das Setzen eines Implantats, um die Teilprothese so zu stabileren, dass die Pfeiler- bzw. Ankerzähne keine schlechtere Prognose haben müssen als die übrigen Zähne.
Sofern es die Knochenstruktur- und anatomie ermöglicht, können auch so viele Implantate gesetzt werden, dass eine vollständige Zahnreihe durch feste Brücken ersetzt werden kann. Für eine ausreichende Kaufunktion, Phonetik und Ästhetik ist häufig eine Bezahnung bis zum sechsten Zahn eines Quadranten ausreichend. Man ersetzt also die Zähne bis zum „Sechser“ – durch Kronen und Brücken auf Implantaten, gegebenenfalls mit Pfeilerkronen auf natürlichen Zähnen (sofern bereits vorgeschädigt oder bereits überkront).
Dies gilt allerdings nur, wenn es im gegenüberliegenden Kiefer keinen Antagonisten (also einen gegenüberliegenden Zahn) gibt. Denn dieser würde sonst elongieren, das heißt, er würde sich verlängern, weil der Druck des gegenüberliegenden Zahns fehlt.
Wenn alle Zähne fehlen…
Beim zahnlosen Kiefer besteht die konventionelle (nicht implantatgestützte) Versorgung in einer herausnehmbaren totalen Prothese. Das Saugnapfprinzip hält die Prothese gegen die beim Kauen auftretenden Zieh- und Druckkräfte an Ort und Stelle. Die Prothese saugt sich am Kieferkamm und dem Mundvorhof fest.
Über 90% der Träger einer solchen Prothese äußern sich auf Befragen zufrieden mit ihrer Versorgung. Auch wenn diese objektiv gesehen mangelhaft ist, was sich in Läsionen, Druck- oder Wundstellen äußert.
Beim Tragen einer solchen Prothese baut sich der Kieferknochen immer weiter ab. Es fehlt die Belastung des Knochens durch Kaudruck, der über die Zähne auf die Wurzeln und von dort auf den Knochen übertragen wird. Knochen, den der Körper nicht zum Halt einer Zahnwurzel benötigt, wird von den Osteoklasten abgebaut. Damit weicht aber auch der Kieferkamm immer weiter zurück. Vor allem im Unterkiefer kann dies dazu führen, dass die Prothese keinen Halt mehr findet.
Alternative zur herausnehmbaren Prothese
Auch in solchen Fällen können Implantate gesetzt werden. Sechs oder acht Implantate werden in einen Kiefer gesetzt und darauf 12 Kronen/Brückenglieder entweder verschraubt oder zementiert. Die Zähne werden also nur bis zum „Sechser“ ersetzt, der siebte Zahn ist für Funktion, Ästhetik und Phonetik nicht notwendig. Damit die sechs bzw. acht Implantate Halt finden, muss ausreichend Kieferknochen vorhanden sein. Fehlt dieser, kann er durch aufbauende Maßnahmen wieder hergestellt werden.
Die Prothese wird an den Implantaten durch einen speziellen Mechanismus fixiert. Zum Beispiel durch einen Steg, der die Implantate miteinander verblockt. Oder durch einen Mechanismus ähnlich dem Druckknopfprinzip. Das Verblocken der Implantate im zahnlosen Kiefer ermöglicht, sofern die entsprechende Knochenstruktur- und anatomie vorhanden ist, eine Sofortbelastung. Das heißt, unmittelbar nach dem Setzen der Implantate wird eine Prothese auf den Implantaten befestigt. Der Patient kann noch am selben Tag mit der Prothese kauen. Nach sechs Monaten wird diese temporäre Kunststoffprothese durch eine endgültige Prothese ersetzt.
Ein Nachteil der festen Brückenversorgung gegenüber der herausnehmbaren, implantatgetragenen Prothese ist jedoch der höhere Reinigungsaufwand. Der Patient muss konsequent mit der Interdentalbürste Speisereste aus den Zwischenräumen entfernen und seine Zähne akribisch genau reinigen. Die herausnehmbare Prothese dagegen ist deutlich leichter zu reinigen.